das posaunt uns heute unverblümt Joseph Vogl, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur, Literatur- und Kulturwissenschaft/Medien an der Humboldt-Universität Berlin vor.
„Also Leute müssen ja für dieses WirtschaftsSystem oder auch Finanzsystem erzogen werden. Und dieser Erziehungsprozess ist nun – sagen wir vielleicht 500 Jahre alt. Also man muss lernen Geschäfte zu machen, muss lernen sich zu entfesseln, man muss lernen bestimmte Begierden – Gier überhaupt zu entwickeln und sofort. Ich glaube, dass die letzte Finanzkrise gezeigt hat, dass die Leute irrsinnig diszipliniert waren. Sie haben gelernt wie Kapitalismus funktioniert, also nicht auf die Bank zu gehen und nicht das Sparguthaben abzuholen. Und das war glaube ich schon ein überaus überraschender Erfolg. Wir sind in einer hohen Weise kapitalistisch sozialisiert und diszipliniert genug selbst in diesen Krisen mit Minimalpanik umzugehen.“
Auf die Feststellung Sloterdijk’s hin „es gibt offenbar eine höhere Verträglichkeit an Pflichtlügen..heute hat das Publikum gelernt mit diesen Unschärfen – mit diesen berufsbedingten Unwahrheiten umzugehen, auf eine ganz erstaunlich, flexible Weise“, antwortet Vogl:
„Ja, man muss sich bequemen auf eine Situation jenseits von Gut und Böse und auch jenseits von Wahrheit und Lüge einrichten. Und das ist glaub ich ganz wichtig für die Funktionsweise dieses Systems und letztlich auch für die Funktionsweise von sogenannten Kapitalmärkten. Man muss in irgendeiner Weise konforumismus-affin sein. Das heißt also, man muss es lieben sich in kritischen Situationen konformistisch zu verhalten. Das sind Überlebens-Bedingungen. Konformismus. Finanzmärkte funktionieren über den Abgleich von Meinungen, die mit anderen Meinungen von wiederum anderen Meinungen konform gehen. Solange das in irgendeiner Weise funktioniert, glaubt man sich in einigermaße sicherem Gewässer zu befinden.“
Nachdem Gabor Steingart, Chefredakteur des „Handelsblatts“, vorgelegt hatte, indem er eine Hohegesang auf die Pflicht-Lüge gab.
Die ZDF-Sendung „Irrationale Finanzwelt: Das Gespenst des Kapitals“ bietet Populisten und wirren Köpfen wie den beiden oben genannten ein Sprachrohr, indem sie die unbeholfenen Moderatoren Rüdiger Safranski und Peter Sloterdijk ihr leidlich unbeherrschtes ‚Handwerk‘ propaganda-konform dazu mißbrauchen, den roten Teppich unter das ‚Credo‘ der Gäste auszurollen. Ohne jegliche Kritik an ihrem großenteils einvernehmlich postuliertem, geistigen Dünnschiss.